DHC Rheinland vor Insolvenz - Sofortiger Rückzug oder Abschiedstournee?
Aus für den Handball in Dormagen
Foto: Heinz J. Zaunbrecher
Erstligist DHC Rheinland steht vor der Insolvenz. Geschäftsführer Heinz Lieven wird nach Informationen des Vereins vom Montag am morgigen Dienstag beim Insolvenzgericht in Düsseldorf den folgenschweren Antrag stellen. Der Verein erwägt den sofortigen Rückzugs, der nächste Gegner Füchse Berlin überlegt allerdings die Reisekosten zu übernehmen, so dass zumindest dieses Spiel noch stattfinden würde.
"Damit ist das DHC-Konzept gescheitert", sagte Geschäftsführer Heinz Lieven am Montag in Dormagen. Den Spielern, Trainer Kai Wandschneider, dem Sportlichen Leiter Thomas Dröge und drei Mitarbeitern der Geschäftsstelle wird zum 15. März gekündigt. Die Konsequenzen sind fatal. Die Mannschaft wird am Mittwoch bei den Füchsen Berlin, die die Busreise des DHC finanzieren wollen, und am Sonntag gegen MT Melsungen möglicherweise noch zweimal auflaufen - dann ist mit höchster Wahrscheinlichkeit endgültig Schluss. "Das ist ein schwerer Schlag", kommentierte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL), den für ihn überraschenden Vorgang.
"Es gab für uns überhaupt keine Anzeichen für diese Entwicklung, weil der Verein allen Verpflichtungen testiert nachgekommen ist. Wir haben keine offenen Forderungen an Dormagen - Krankenkasse, Gehälter und so weiter, alles wurde gezahlt", ergänzte Bohmann. Wenn das Insolvenzverfahren eröffnet wird, steht der DHC Rheinland, der aus dem TSV Dormagen hervorging, als erster Absteiger fest.
Beim DHC Rheinland selbst deutete sich der bittere Gang vor das Insolvenzgericht schon seit geraumer Zeit an. Weil ein Vereinssponsor seinen Zahlungsverpflichtungen als Namensgeber der DHC-Halle in Höhe von rund 350.000 Euro nicht nachkam, war der Gesamtetat von 1,6 Millionen Euro nicht mehr zu halten. Ein Ersatz-Geldgeber hatte zuletzt große Zuversicht geweckt, war aber am Sonntag abgesprungen. „Wir hatten sechs ernsthafte Interessenten für den Erwerb des Hallennamens – vier aus Übersee und zwei aus Köln“, zitiert die Neuß-Grevenbroicher Zeitung Heinz Lieven.
„Es gab noch zwei Unternehmen, die mittelfristig Interesse hatten, aber wir haben einfach keine Zeit mehr", zitiert die NGZ den Geschäftsführer weiter,der betonte: „Ich bin nicht bereit, weiteres privates Geld in den Verein zu stecken. Ich habe bereits 300.000 Euro investiert.“ Sobald der Insolvenzverwalter ernannt ist, geht die Geschäftsführung auf ihn über. Ob Wandschneider mit seinem Team überhaupt noch auf eine kurze Abschiedstournee gehen wird, ist sehr unwahrscheinlich. "Die Frage ist, welche Spieler noch zur Verfügung stehen", sagte Zenk der Nachrichtenagentur dpa am Montag.
Laut Bohmann hat der DHC Rheinland noch die Möglichkeit, einen Lizenzantrag für die 2. Liga zu stellen. Bedingung hierfür: Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit muss nachgewiesen werden. Das scheint aktuell nicht gegeben zu sein. Zenk: "Das ist bitter, aber alle Versuche, Liquidität zu schaffen und Sponsoren ins Boot zu holen, sind gescheitert."
Vor dem DHC Rheinland hatten bereits sieben Bundesliga-Clubs Insolvenz angemeldet. Nach dem TSV Milbertshofen 1993 waren dies der OSC Rheinhausen (1997), die SG Wallau-Massenheim (2005), der VfL Pfullingen (2006), TuSEM Essen (2005, 2008), die HSG Nordhorn (2009) und nach dem Zwangsabstieg wegen Lizenzverweigerung der Stralsunder HV (2009). Während Essen und Nordhorn die Spielzeit 2008/09 allerdings beendeten, hatte zuletzt der OSC Rheinhausen seinen Rückzug in der Saison erklärt.